Ausflüge •••
Engehalbinsel
29. April 2018
Vorbereitung
Einen Fluss lieben und ihn seit Kindesbeinen an kennen
ist wunderschön. Die Verbundenheit mit dem Wasser an dem man aufgewachsen
ist. Die vielen Gesichter, vom nach Moder riechenden Rinnsal bis hin zur
Tosenden alles mit reissenden Flut. Erinnerungen..... Freud und Leid das
man als Teenager am Ufer sitzend in Gedanken mit dem Fluss geteilt hat....
Die reinigende und beruhigende Wirkung des vorbeifliessenden Wassers. Das
glitzern des sich spiegelnden Sonnenlichts und die wogenden Kringel die sich
bilden wenn Regentropfen mit dem Fluss mit reiten. Glasklares Wasser das sich
den Jahreszeiten und der Witterung farblich anpasst. Im Frühling, wenn die
Schneeschmelze den Fluss in ein helles Türkisgrün taucht... Bei Gewittern,
wenn der Fluss die abgetragene, weg geschwemmte Erde aus den Bergen, als
zartbraunes Kleid trägt um dann wieder glasklar und ruhig dahin zu fliessen.
Von der Quelle im Aargletscher sucht sich die Aare ihren
eigenen Weg. Sie ist der längste gänzlich innerhalb der Schweiz verlaufende
Fluss. Ihre Gesamtlänge beträgt 288 km, das Gefälle 1565 m. Flüsse wie die Aare sind den grössten Teil des
Jahres, schnell dahin fliessende Gewässer. Die von der Aare gebildete Engehalbinsel
ist naturbelassen und birgt auch für den erfahrenen "Flussfahrer" der das
Wasser "lesen" kann Gefahren.
Das Flussbett besteht hauptsächlich aus Kies.

Grosse Gesteinsbrocken werden auf ihrem Weg ins Tal
aufgebrochen und durch das fortwährende weiter rollen verkleinert und die
Kanten abgeschliffen. Stetig wird das Gesicht des Flussbettes verändert da die Kraft des
Wassers die Steine vor sich her schiebt.
Als Kinder haben wir uns oft ans Ufer gelegt.... ganz nah
am Fluss und mit dem Ohr am Boden dem klimpernden Geräusch zugehört welches
die vorbei hüpfenden und rollenden Kiesel verursachen. Nach Gewittern und Hochwassern kann
es ohne weiteres sein, dass Fahrrinnen die einmal da waren verschoben wurden.
Egal ob bei Hoch- oder Niedrig-Wasser... ob mit kleinen Booten oder grösseren
Schiffen. Es ist immer grösstmöglichste Vorsicht geboten.
Beim befahren der Aare um die Engehalbinsel sind ein paar
strategische "Knackpunkte" die vorgängig von Land aus begutachtet werden
müssen.

Wir wollen mit dem Langschiff .... 12 Meter / 1200
kg, Strom aufwärts vom Wasserfahrverein Neubrücke wo der "Pirat" vor Anker
liegt, bis zum Wasser Sport Club Bern fahren. Da selbst in seinem
Heimathafen soll dieses wunderschöne Schiff General-Überholt werden.
Der Pegelstand muss hoch genug sein damit der Pirat mit dem Motor Fluss aufwärts geschoben werden
kann. Die Fahrrinne muss die Möglichkeit bieten die beiden Fähren gefahrlos
zu passieren. Ist der Wasserstand bei den breitesten Stellen noch tief
genug? Ist trotz dem Geschiebe eine passable Fahrrinne vorhanden? "Die
Welle" bei der Tiefenaubrücke hat es auch in sich. Sind da
Felsen verschoben die das Passieren unmöglich machen?
Alles Fragen die vorab zu Lande beantwortet werden
müssen.
Die Welle unter der Brücke ist heute ganz zahm und nichts
versperrt den Weg

Helles Türkisgrün .... Schneeschmelze in den Bergen

Auch die Stellen welche für Kiesbänke bekannt sind, sind
passierbar.

Bei den beiden Fähren ist alles in Ordnung.

Die Fahrt
Der Pirat ist startklar und mein Mann auch. Schwimmweste
ist Pflicht. Ich schlüpfe in die Weste und freue mich auf die gemeinsame
Fahrt. Als erfahrener Wasserfahrer und Tauf-Pate des Langschiffes führt Fred
den Pirat und mich stromaufwärts durch eine zauberhafte, wunderschöne
Flusslandschaft in den Heimathafen.
Die Neubrücke und im Hintergrund die Halenbrücke
"Neubrügg"
Sie ist 483 Jahre alt, steht auf vier
Steinpfeilern in der Aare und hat unzähligen Hochwassern getrotzt. Die
Neubrücke, die Bern mit Bremgarten verbindet, ist die älteste Holzbrücke im
Kanton Bern.



Maschinenhaus des Flusskraftwerks Felsenau
Die Spinnerei Felsenau besass eine Wasserkonzession und
plante mit dem Bau eines Elektrizitätswerk an Stelle der mechanischen
Turbinenanlage die Wasserkräfte in der Felsenau besser ausschöpfen zu
können. Durch die Grosse Depression (1873-1896) kam die Spinnerei in
finanzielle Schwierigkeiten. Nach einem längeren Rechtsstreit mit der Stadt Bern
trat die Spinnerei der Stadt 1906 die Wassernutzungsrechte ab. Die Stadt
baute 1907 bis 1910 einen neuen Stollen und ein Elektrizitätswerk. Als
Gegenleistung musste sie der Spinnerei 800 Kilowatt Strom (20 Prozent der
Produktion) auf unbefristete Zeit gratis liefern sowie das abgetretene Land
entschädigen. Bei der Inbetriebnahme des Kraftwerkes am 6. November 1909
durch das Elektrizitätswerk der Stadt Bern verfügte das Kraftwerk über drei
Francis-Turbinen, welche
eine Leistung von insgesamt 2’600 kW generierten. 1912 lieferte das
Elektrizitätswerk Felsenau 64 Prozent des in der Stadt Bern verbrauchten Stroms.
1918 wurde das Kraftwerk um zwei weitere Francis-Turbinen erweitert und 1989
wurden bei einem Gesamtumbau sämtliche fünf Turbinen durch eine
Kaplan-Rohrturbine ersetzt.

Seftausteg
Der Seftausteg ist eine eiserne Fussgängerbrücke über der
Aare. Sie verbindet das Berner Felsenauquartier mit dem Ortsteil Seftau in
Bremgarten. Die 1921 eröffnete Brücke ist 53 Meter lang und 5 Meter hoch und
befindet sich unmittelbar neben dem Flusskraftwerk Felsenau.

Felsenaubrücke
Die Betonbrücke wurde 1949 errichtet und ersetzte die 1928 durch das Berner
Sappeur-Bataillon erstellte Holzbrücke. Zuvor verkehrte seit 1877 zwischen
der Felsenau und Bremgarten die Bremgarten-Fähre.


Immer wieder verändert der Flusslauf sein Gesicht.



Fähre Zehndermätteli






Fähre Reichenbach

Anfahrt zur Welle bei der Tiefenaubrücke
Die gebündelte Kraft des Wassers das mittig durch die
beiden Brückenpfeiler schiesst ist nun gut zu spühren. 1200 kg in, auf und
über diese Welle zu schieben ist nicht einfach.

Die beiden Tiefenaubrücken
Im Vordergrund die Eisenbahnbrücke, im Hintergrund die
Strassenbrücke. Die Brücken wurde zwischen 1846 und 1851 im Auftrag der Stadt
Bern erbaut.

Widerwasser....
Macht der Fluss eine Kurve, so wird das Wasser durch die Zentrifugalkraft zum
äussersten Rand der Kurve getragen (linker Bildrand). Das äussert sich im
Profilbild des Flussbettes so, dass der Fluss dort am tiefsten ist, wo durch die
Strömung das meiste Material mitgetragen wird.
Bricht ein Hindernis (vom Fluss abgelegtes Material in der innenseite der
Kurve) den Durchlauf des Wassers so wie dieses natürlich entstandene Inselchen,
entsteht ein Unterdruck welcher durch zurückströmendes Wasser ausgeglichen wird.
Ein Widerwasser das fast komplett zu stehen kommt entsteht. (rechte Bildseite).
In solchen Rückströmen... Widerwassern .... treten nicht zu unterschätzende
Verwirbelungen auf.
Überall im Fluss wo nach Hindernissen (Felsen, Brückenpfeiler, Staustufen usw.)
ein Unterdruck entsteht, bilden sich Widerwasser.



Am Ziel nach knapp 1 1/2 Stunden Fahrt. Mit der Kette
festgebunden und dem Seil gesichert.




Hier wird der Pirat zu einem späteren Zeitpunkt
ausgewassert und gepflegt.

Zurück zum Auto geht es eine gute Stunde zu Fuss. Eingezeichnet mit der roten
Linie.

Der Aare entlang durchs Aareggli. Hinauf zur RBS-Station
Felsenau. Von der Anhöhe mit Blick übers Ländli wieder hinunter ans Aareufer
und zurück zum Wasserfahrverein Neubrücke.
Es war wunderschön !


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